19. Juni 2008
von ClaudiaBerlin
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Gestern haben wir ein bisschen in die Welt der Kleingartenanlagen (KGA) hinein geschnuppert. Als ehemals „wilde Gärtner“ ist uns die Vorstellung, Hecke an Hecke mit lauter Nachbarn zu gärtnern, erstmal gewöhnungsbedürftig. Unser einziger Nachbar hatte sich für das, was wir im Garten so alles veranstalteten, nicht die Bohne interessiert – genau wie umgekehrt. Eine dichte Hecke verhinderte zudem jeden Einblick – in beide Richtungen.
Wehe, deine Hecke ist zu hoch!
Und nun all diese Vorschriften der „KGAs“! Hecken sollen zum Beispiel nur 120 cm hoch, zwischen den Gärten selbst oft noch niedriger sein – ja warum denn das? Damit man gut überall hinein sehen kann und niemand da Dinge tut, die mit der herrschenden Ordnung nicht zusammen gehen? Was ist denn das für eine Einstellung! Wenn ich mal eben „Höhe der Hecke, Kleingartenanlage“ google, finde ich unzählige Satzungen, die das Thema „Hecke“ bis ins Detail regeln – hier mal eine besonders heftige Vorschrift (entnommen der Satzung des Kleingärtnervereins „am Geberach“: „Das Anpflanzen von Hecken zwischen den einzelnen Parzellen ist weitestgehend zu vermeiden. Wird dennoch eine Hecke angepflanzt, so sind ein Mindestabstand von 1,0 Meter von der Gartengrenze und eine maximale Höhe von 1,5 Meter einzuhalten.“
Warum soll eine Hecke, die doch der Abgrenzung dient, dann noch einen Meter Platz zum Nachbarn lassen? Das ist doch angesichts der eher kleinen Flächen geradezu absurd!
Gemüse pflanzen ist Zwang
Weiter geht’s mit der Regelung der Bepflanzung. Ein Drittel der Fläche soll dem Anbau von Nutzpflanzen dienen. Mir leuchtet ja ein, dass das zu Zeiten der Lebensmittelknappheit noch eine halbwegs sinnvolle Regel war. Aber heute?? Niemand ist drauf angewiesen, seinen eigenen Salat anzubauen, warum also zwingen irgendwelche Gesetze und Satzungen dazu? Ist ein Gärtner, der Blumen und Zierpflanzen vorzieht, irgendwie schlechter? Wen stört es, wenn es jemand bei ein oder zwei Beeten belässt und ansonsten da nur eine Wiese pflegt? Was für fremde Welten! Ich würde aus eigenem Interesse Gemüse pflanzen, klar – aber warum Leute dazu zwingen, die das gar nicht wollen?
Sinnvolle Regeln zum Umweltschutz
Meine kurzer Beforschung des Themas hat natürlich auch eine Menge sinnvoller Regeln ergeben: Dass man z.B. die Nachbarn nicht durch Radio- und TV-Lärm belästigen darf, ist nur allzu verständlich. Auch der Betrieb von lauten Geräten ist auf bestimmte Zeiten beschränkt, da gibt’s nix zu meckern. Auch gefallen mir die oft zu lesenden Regeln zum naturnahen Gärtnern: keine chemischen Pflanzenschutzmittel, Unterstützung der Kleintiere, Vögel und Insekten, Kompostierung und vieles mehr – aber warum gibt es lange Listen von „verbotenen Gehölzen“?
Und warum so dermaßen einschränkende Vorschriften bezüglich der Anpflanzungen, insbesondere bezüglich Obst- und anderer Bäume? Würde nicht die allgemeine Regel genügen, dass der Nachbar verlangen kann, nicht durch eine Pflanzung im Nachbargarten BESCHATTET zu werden? Damit hätte man doch das sinnvolle Anliegen hinter diesen Vorschriften mit einer einzigen Regel erfasst und könnte sich das ganze Verbots- und Abstandslistenwesen sparen!

Beim Schlendern durch eine solche „verregelte“ KGA haben wir übrigens bemerkt, dass es mit der Einhaltung der Regeln nicht immer so funktioniert. Da waren recht viele Hecken ÜBER 120 hoch und erfüllten damit die Funktion, die man mit ihnen bezweckt: den Sichtschutz, der ein Gefühl der Privatheit in der Enge der Anlage erst ermöglicht.
Verordnete Kleinheit
Ach, noch ein letzter Punkt: Warum „sollen“ Kleingärten nach Bundeskleingärtnergesetz nicht größer als 400 Quadratmeter sein? Oder gar nur 250 m² +/- 20%??? (Was gilt denn nun?) Warum kann eine Gemeinde vor ihren Toren keine „neue GA“ einrichten, deren Gärten 600 oder 1000 Quadratmeter haben? Was spricht dagegen, wenn das Land dafür da ist?
Abgesehen von meinen Fragen: Wie sind den EURE Erfahrungen mit KGAs?? Eher angenehm, unproblematisch – oder nervig?