Neue Gentechnik:
Endlich mal genau hin schauen und neu nachdenken!

Schon lange ärgere ich mich über das quasi automatische „Gentechnik nein danke“, das viele „grün Positionierte“ und andere Bundesbürger/innen immer wieder zum Besten geben. Gerade als naturnahe Gärtnerin sehe ich viele Vorteile in der neuen Technik „Crispr/Cas“, die die Problematik der früheren Methoden gar nicht mehr mitbringt.
Genschere Symbolbild
Warum?  Ich sehe jedes Jahr, wieviele Krankheiten und „Schädlinge“ alles befallen, was wir so anbauen. Das ist eine Erfahrung, die Städter im Allgemeinen nicht machen, die meist nicht wissen, dass es ohne Spritzen einfach nicht geht. (Wir selbst spritzen nichts, weil wir uns die Verluste erlauben können).  Sogar im Bio-Anbau darf mit kupferhaltigen Mitteln gespritzt werden, weil keine Alternative zur Verfügung stehen.

Zwar gibt es bei vielen Kulturpflanzen das züchterische Bemühen, sie gegen verschiedene Standardkrankeiten resistent zu machen – mit recht mäßigen Erfolgen, wie wir Gartenfreunde wissen. Zudem dauert es elend lange, bis hier überhaupt Fortschritte erziehlt werden. Auch die Entwicklung trockenheitstoleranter Pflanzen wird in Zeiten des Klimawandels immer wichtiger: Warum sollen wir also auf ein Werkzeug verzichten, das bei der Entwicklung von Medikamenten für kaum jemanden ein Problem ist?

Von der Natur nicht zu unterscheiden

Crispr/Cas, die neue, zielgenaue Gentechnik (von Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna erstmalig dokumentiert) eröffnet völlig neue Möglichkeiten

„Beim Genom-Editing kann das Erbgut sehr präzise verändert werden. Oftmals wird nur eine einzige Base, also ein Buchstabe, im Erbgut ersetzt oder gelöscht. Solche spontanen Mutationen passieren in der Natur laufend. Nachdem die Mutation oder das Genom-Editing stattgefunden haben, sind die Konsequenzen nicht unterscheidbar. Dies liegt nicht an methodischen Unzulänglichkeiten, sondern daran, dass es tatsächlich keine physischen, chemischen oder biologischen Unterschiede gibt. “ (Quelle).

Mit dieser Ununterscheidbarkeit ist für die Gegner (Gentechnik = IMMER böse!) ein echtes Problem entstanden. Ich zitiere mal aus dem aktuellen Blogpost Nowhere to hide? Gentechnik, Gurus, Fakten und Medien, den ich Euch ausdrücklich zum Lesen empfehle:

„Was die Gegner moderner Pflanzenzucht besonders ärgert, ist, dass es nicht möglich ist, eine zufällig entstandene Punktmutation von einer zu unterscheiden, die im Labor durch Genome Editing erzeugt wurde. Die neue Technik ist komplett der Natur entlehnt, in der die Bakterien sie im Sekundentakt millionenfach verwenden. Sie hinterlässt anders als klassische Gentechnik keinerlei Spuren im Genom. Zahlreiche Behörden aus der ganzen Welt haben daher längst entschieden, dass diese Technik kein besonderes Risiko darstellt und die damit gezüchteten Pflanzen weder langwierig getestet noch wie Gentechnik zugelassen oder besonders gekennzeichnet werden müssen.“

Hierzulande herrscht dagegen weithin Ablehnung, auch wenn diese einem wissenschaftlichen Konsens entgegen steht, der größer ist als jener zum Klimawandel!

„Macht es tatsächlich in Bezug auf irgendwelche Risiken für Verbraucher und Umwelt einen Unterschied, ob die Mutation, die man in einer Petrischale vorfindet, durch Zufall oder mit Absicht entstanden ist? Ist es wichtig, zu wissen, ob eine Suppe auf einem Gas- oder einem Induktionsherd erhitzt wurde? Ist die eine schmackhafter als die andere, hat sie mehr oder weniger Kalorien oder ist die eine gar gesünder als die andere?
Man kann das alles vermuten und die Öffentlichkeit vor Induktionsherd-erwärmter Suppe warnen – mit dem gleichen Recht, mit dem Attila Hildmann vor Chips in Impfstoffen warnt. Aber es entbehrt jeder Grundlage.“

Das ist zugegeben ein bisschen flapsig und auf Konfrontation gebürstet. Deshalb hier noch ein Statement von Urs Niggli, einem Wissenschaftler der Bioszene, der vom Gentechnik-Gegner zum Befürworter von Crispr/Cas wurde. Im Taz-Interview wurde er gefragt:

„Welche Folgen hätte es, wenn die Branche bei ihrer Ablehnung von CRISPR/Cas-Pflanzen bleibt?“

„Ich gehe davon aus, dass die Biobranche konsequent bleibt, die Technik grundsätzlich ablehnen und keiner Fall-zu-Fall-Beurteilung jeder einzelnen Anwendung zustimmen wird. Das bedeutet, dass die Ökoszene ihre Anstrengungen für die eigene Züchtung vervielfachen muss. Es wäre unschön, wenn der konventionelle Bauer eine Kartoffelsorte hätte, die ohne Pestizide auskommt – und der Biobauer eine Kartoffelsorte, die er mit Kupfer spritzen muss.“

Zur „Intensivierung“ der klassischen Züchtung widerstandsfähiger Sorten sagt er im selben Interview:

„Das würde vermutlich 30, 40 Jahre Züchtungsarbeit und große Geldmittel voraussetzen. Ich bezweifle, dass die Gesellschaft bereit ist, das zu finanzieren. Es dauert in der Regel 20 Jahre, eine Apfelsorte zu züchten, die gegen die Schorfkrankheit resistent ist. Oft verändert sich der Erreger dann schon nach 5 Jahren so, dass er die Früchte doch wieder schädigen kann.“

Man sollte meines Erachtens nichts ablehnen, ohne sich darüber informiert zu haben, deshalb hier eine Info-Seite zu Crispr/Cas:

Die neue Gen-Revolution:Was man zu CRISPR/Cas wissen sollte

und eine, bei der speziell die Risiken diskutiert werden:

Gibt es neben Chancen auch Risiken von CRISPR/Cas9?
Der Nutzen der Genom Editierung hängt davon ab, wie die Gesellschaft damit umgeht.

„Eine offene Diskussion über die Genom Editierung und deren Anwendung ist dringend notwendig.
Die Pflanzenforschung ist im Zeitalter des Genome Editing angekommen und mit Technologien wie CRIPSR hat sie ein neues, exzellentes Werkzeug. Mit unserer Beitragsreihe zur Genom Editierung möchten wir unseren Lesern einen Überblick zu den Chancen und Risiken der CRIPSR-Technologie vermitteln und sie an der Diskussion beteiligen. Bringen Sie sich ein, fragen Sie nach, seien Sie offen für Neues und bleiben Sie nachdenklich. „Technology won’t save us“ wurde schon in einem Popsong formuliert. In jedem Fall liefert sie wichtige Impulse und beschleunigt die Lösung von wichtigen Herausforderungen.“

Persönlich wünsche ich mir Tomaten und Kartoffeln, die gegen Braunfäulse resistent sind – wow, das wäre mal was! Bei Mehltau funktioniert es schon.

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

2 Kommentare

  1. Es wird Zeit daß wir alleFÜR Gentechnik und Fortschritt demonstrieren, auch wenn die abergläubischen Hinterweltler uns hassen.
    Ich will endlich billiges Essen!
    Gerade bei dieser Superinflation!
    Die Ökospinner ruinieren under Leben, die Wirtschaft, die Industrie und eines Tages werden sie dafür sorgen daß wir hier in Europa verhungern, das muss endlich aufhören, auch wenn ich keine Hoffnung habe für das Irrenhaus Europa

  2. @Schattenkatze: Eigentlich ist dein Kommentar ein Löschkandidat, einfach wegen der unterirdischen Wortwahl! Zudem auch ohne nachvollziehbares Argument – das dir auch schwer fallen dürfte, betreibst du doch eine Webseite, die sich der „religion of pleasure and insticts“ verschrieben hat – also kurz gesagt einer Lebensweise, die jegliche Vernunft zu Gunsten der eigenen niederen Triebe in die Tonne tritt!

    Aber ich lass das mal so stehen, einfach als Beispiel, wie man wissenschaftliche Erkenntnisse NICHT diskutiert! Seit dem Erscheinen dieses Blockposts sind durchaus Probleme bekannt geworden, die zeigen, dass Crisper doch nicht ganz so trennscharf und treffsicher ist! Vorsicht ist also weiterhin angesagt!

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