Jetzt geht es richtig los! Die schönen Tage mit viel Sonne nutzen wir für weitere Um- und Ausgestaltungen des Gartens. Vor allem das nahezu leere „Neuland“, die zweite Parzelle, die wir kürzlich dazu gepachtet haben, bedarf der gestalterischen Zuwendung.
Abstrakte Planung genügt nicht
Immer wieder zeigt sich dabei, dass es uns nicht liegt, einen „Plan im Kopf“ zu entwerfen und den dann einfach umzusetzen. Angesichts der großen leeren Fläche war meine erste Idee, da ein klassiches Rundbeet mit einem prominenten Mittelpunkt anzulegen. Doch indem wir uns körperlich auf der Fläche aufhielten und alle möglichen Blickwinkel einnahmen, zudem auch die Bodenbeschaffenheit erforschten, wurde schnell klar: SO geht das nicht! Denn tatsächlich ist ja kein Garten ganz LEER: Die Grenze bildet zum Beispiel die Rückwand zur Laube des Nachbarn, vor der sich kürzlich noch alter Müll häufte:

Vom Durchgang zum „alten“ Garten aus gesehen schaut man auf diese noch weitgehend ungestaltete Fläche, auf der jedoch eine große Thuja steht und ein Stromanschluss aus der Erde ragt (das blau verpackte Teil), der auch nicht einfach verschwinden wird:

Bezogen auf diesen Blickwinkel steht Nachbars Laube weiter rechts und bildet den Abschluss der Wiese. Die weißen Punke markieren den natürlichen Weg, den man geht, will man die Beete erreichen, die im hinteren Drittel des Gartens bereits angelegt sind.
Bye bye Rundbeet…
Da sich Nachbars Laubenrückwand wunderbar eignet, um nachmittags und abends die Sonne zu genießen, wird dort wohl eine Sitzgelegenheit entstehen: auf Dauer nicht nur für zwei, sondern auch für gelegentliche Gäste. Zunächst werden wir vielleicht die für unser Gartenhaus total überdimensionierte Couch mit entsprechendem Sessel (Gelsenkirchener Barock! Gruslig, im Freien aber witzig…) dahin stellen Und schon braucht man Platz und will sich nicht durchs „angedachte“ Rundbeet beengt sehen, das in meinem Plan gleich deutlich kleiner wurde. Es soll ja auch nicht dem Weg in die Quere kommen…
Den hässlichen Stromanschluss werden wir überbauen bzw. irgendwie verkleiden müssen, was eine ca. 35 cm dicke Säule von etwa 80 cm Höhe erfordert. Und schon gibt es wieder einen strukturierenden Punkt, an dem man sich ausrichten muss, genau wie am Weg, an der großen Zypress und an Nachbars Laube.
Recyceln, was geht!
Da wir kein Auto haben (und auch keines wollen), sind wir mit dem Abfahren von Müll und alten Baumaterialien nicht so schnell bei der Hand, sondern überlegen immer, was wir noch irgendwie nutzen könnten. Mangels ausreichender Schuppenfläche ist die bloße Aufbewahrung (-> aus den Augen, aus dem Sinn) auch keine Lösung – also wird so manches zum gestalterischen Element. Die auf dem Müllfoto erkennbaren Rohre boten sich an, sie als Säulen einzugraben, die zum einen Töpfe mit schönen Pflanzen tragen können, andrerseits einen markanten Punkt in der Landschaft bilden – also das, was ich ursprünglich als Mitte des künftigen Rundbeets geplant hatte.

Dieses Beet das nun gar nicht mehr rund werden wird, sondern eher eine Art lang gestrecktes Dreieck mit nach und nach locker gruppierten Kräutern und Blumen, die viel Sonne und mageren Untergrund vertragen. (hier ist es sehr sandig, der Boden war früher komplett mit einer Laube überbaut).
Baumaterial: mal schauen, was drauf wächst…
Die Müllecke haben wir dann auch noch bereinigt: alles Glas und Plastik weggesammelt, die aufgeschichtete und schon zerfallende Dachpappe aber belassen, genau wie das Dämmaterial aus Stroh und Zement. Und dann ein bisschen Erde drauf verteilt:

Hier mal der – zugegeben noch gar nicht schöne! – Gesamtanblick:

Rechts vorne wildert eine große, sehr wüchsige Brombeere. Daneben jetzt unsere „Recyling-Aufschüttung“. Links daneben die Stelle, die sich am Besten als Sitzplatz eignet – und dahinter eine hässliche Ecke mit verfallener Rückwand, die nicht mal ein richtiger Komposthaufen ist, obwohl es so aussieht. Sondern nur eine Haufen Stroh und Rasenschnitt, den wir derzeit nach und nach abtragen – kommt Zeit, kommt Umgestaltung!
Zum Schluss nochmal ein Bild mit den Rohren, wie sie nun durchaus auffällig in der Landschaft stehen:

Die grüne Tonne ist nur provisorische Verkleidung des Stromanschlusses. Wenn man sich statt dessen eine hübsche Säule mit Pflanzkübel denkt und sich die Rohre rechts ebenfalls schon begrünt vorstellt, ergibt sich eine Art „Portal-Effekt“ auf dem Weg nach hinten. Den wir sicher sehr oft gehen werden, denn dort pflanzen wir vor allem Gemüse an, das häufig gegossen werden muss.
Erfühlen statt planen
Alles in allem gefällt mir diese Art, dem Garten nach und nach Gestalt zu geben, immer besser! Man spart Arbeit, Geld, Material und Energie, geht nicht nach Plan vor, sondern stellt sich mitten rein in den Garten und sieht und fühlt die Gegenstände, Bezüge und Bedingungen, die bereits vorhanden sind. DAVON ausgehend „erträumt“ man die einzelnen Veränderungen, sieht sie mit dem inneren Auge schon umgesetzt, oder simuliert sie wo nötig mit Platzhaltern.
So wird das Ganze wirklich der EIGENE Garten, bzw. das, was aus dem fühlenden Kontakt mit der Landschaft entsteht.