Sie wächst mehrere Zentimeter pro Tag und zieht die Blicke von Spaziergängern auf sich: die Eselsdistel (Onopordum acanthium) nimmt mehr und mehr Raum im Erdbeerbeet ein, doch ist sie noch lange nicht ausgewachsen:

Ihre Blätter sind mit einem weichen spinnwebenartigen weißen Flaum bedeckt, die ausladenden Blätter haben wehrhafte Stacheln, so dass man lieber nicht in den „Innenraum“ der Pflanze greift! Aber immerhin kann die DigiCam zeigen, wie die Blätterlandschaft von Nahem aussieht:

Der Gattungsname Onopordum ist aus dem griechischen ónos (Esel) und porde (Blähung oder Wind) gebildet, da laut dem römischen Schriftsteller Plinius die Pflanze bei Eseln Blähungen bewirken soll. Ich frag‘ mich, wie die Esel diese Pflanze überhaupft fressen konnten! Die müssen Mäuler wie Mühlsteine gehabt haben! Weiter ist sie auch unter Namen wie Krebsdistel, Frauendistel, Krampfdistel, Pudelhund, Falscher Knecht und Wildmannsstock bekannt gewesen, doch hat man sich wohl mittlerweile auf „Eselsdistel“ geeinigt.
Nach Ellenberg, der die Pflanzen ökologisch kategorisiert hat, ist die Eselsdistel eine Volllichtpflanze, ein Wärmezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbase-, sowie ein ausgesprochener Stickstoffzeiger. Sie liebt warme, vollsonnige Standorte: nur dort bildet sich das weiße Gespinst auf ihren Blättern aus.
Die Eselsdistel als Nutzpflanze
Von selber wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass irgend etwas an dieser Distel essbar sein könnte. Doch soll man die Böden der Blüten wie Artischocken zubereiten können, und auch die Stengel (geschält) lassen sich angeblich wie Spargel verwenden. Die Samen sollen 25% Öl enthalten, das man auch in Öllampen nutzen könnte – wenn also mal RICHTIG Krise ist, wird die Eselsdistel richtig nützlich! :-) Früher wurde aus der Asche der Disteln das feinste, weißeste Glas bereitet, das Öl wurde auch von Malern verwendet.
Ein umfassendes Portrait der Eselsdistel als Heilpflanze (.pdf) beschreibt die verschiedensten früheren Heilanwendungen, die allerdings heute nur noch in der anthroposophischen Medizin eine Rolle spielen. (Hier ein Zitat aus einer anthroposophischen Beschreibung: „Das wollige Haarkleid überzieht die weiten Flächen der Blätter und Stengel. In ihnen – den Dornen, dem Haarkleid und den festen Pflanzenfasern – verfällt das gewaltig-lebendige Saftwesen, das von unten nach oben drängt, austrocknend-stauenden Umkreiskräften, welche die mineralisierende Wirkung der Erdkräfte zum Niederschlag zwingen und so die innere Plastizität erhalten und bewahren.“ Sehr poetisch!
Die Eselsdistel im Garten
Es handelt sich um eine zweijährige Pflanze, die im ersten Jahr eine nicht ganz so spektakuläre, aber doch unübersehbare Rosette bildet – hier ein Bild aus dem September 2009:

Im zweiten Jahr soll sie dann eine Höhe von zwei bis drei Metern erreichen – wir sind gespannt! Klar, dass sie sich nur als Solitärpflanze eignet, schon aus Platzgründen passen mehrere ja in kaum einen Garten. Da sie eine tiefe Pfahlwurzel hat, lässt man sie besser dort stehen, wo sie wächst.
Vermehrung
Die Vermehrung schafft die Eselsdistel mittels Selbstaussaat gut alleine. Der gehandelte Samen soll im Herbst ausgesäht werden, zudem kann man sich durch Wurzelschnittlinge vermehren. Die Samen sind aufgrund ihrer Ölhaltigkeit natürlich auch ein gutes Winterfutter für Vögel, doch läuft man Gefahr, die Disteln dann überall ausrupfen zu müssen, wenn man sie ausreifen und aussähen lässt.
An sich sind wir ja „wilde, naturnahe Gärtner“ und Matt ist gar nicht abgeneigt, die Samenstände stehen zu lassen. Selber bin ich bei meinen Recherchen ein wenig skeptisch geworden, ob uns das dann nicht zuviel Jähtarbeit machen wird. Vermutlich wirds ein Mittelding: ein paar Kochversuche mit den Blüten, ein paar Samenstände schneiden wir ab, um sie zu verschenken – und den Rest lassen wir den Vögeln. Die Rosetten sind schließlich auffällig genug, um sie leicht zu entfernen!
Mehr dazu:
Eselsdistel (Henniger Online);
Eselsdistel (Amleto.de);