Hummel auf Kugeldistel

Vom Hummelsterben – und was man dagegen tun kann

„Es haben einfach zu viele Menschen „hübsche“ aber völlig sinnlose Pflanzen im Garten.“ so kommentiert die Leserin „Mutti4711“ den Tagesspiegel-Artikel zum derzeit massenhaften Hummelsterben unter Linden. Es sind nämlich nicht die Linden schuld daran, dass die Hummeln sterben, wie man an der Uni Münster heraus gefunden hat. Die Bäume sind Spätblüher zu einer Zeit, in der das sonstige Nektarangebot gering ist:

„Alles, was auf Blüten fliegt, sammelt sich an den Bäumen. Viel zu viel Konkurrenz für viel zu wenig Nektar. „Oft sind die Hummeln schon unterzuckert, wenn sie dort ankommen“, sagt Ehlert [Uni ‚Münster]. Wenn dann an dem Baum, der mit betörendem Duft gelockt hat, nicht genug Nahrung ist, sterben die Tiere völlig entkräftet unter ihm. Das ist dann das Bild dieser Tage… Bunt blühende Vorgärten und gepflegte Parks in den Städten nützten den Tieren nichts. …Das sind ja alles Kulturpflanzen. Schön bunt, aber ohne Nektar.“ Wildblumen, die den böten, seien oft unerwünscht, weil sie ungepflegt aussehen.“

Hummel auf Schnittlauchblüte

Schnittlauch kann man blühen lassen…

Letzteres gilt nicht nur für Parks, sondern auch für nicht wenige Kleingärten, deren Besitzer Wildkräuter immer noch als „Unkraut“ bekämpfen und auch dort nicht stehen lassen, wo es eigentlich nicht stört. Zwar bricht die Verbandszeitschrift „Der Gartenfreund“ in fast jeder Nummer eine Lanze für ein insektenfreundlicheres Gärtnern, aber die Tradition des „ordentlichen Gartens“ ist halt bei vielen noch tief verankert.

Auch der NABU informiert ausführlich zum Hummelsterben und schreibt:

„Nur eine Verbesserung des Nahrungsangebotes bringt hier langfristig eine Lösung: Blühende Wildpflanzen, die meist als Unkraut abgetan werden, könnten die Versorgungslücken stopfen. Die Nahrungsknappheit werde durch das notorische Abmähen von Wiesen und Gärten zusätzlich verstärkt, das Wildkräuter am Samenwurf hindern soll. Statt farbenprächtige, aber nektararme Hybriden zu pflanzen, sollten nektarreiche, wilde Blütenpflanzen wieder in unseren Gärten und Parks Einzug erhalten.“

Tja, aber welche? Im selben Artikel listet der NABU einige Spät- und Dauerblüher für den hummelfreundlichen Garten auf – ich zitiere mal nur diejenigen, die im Berliner sandigen Boden auch wachsen und nicht extra frostfrei überwintert werden müssen:

  • Büschelschön (Phacelia tanacetifolia) gibt es mancherorts gleich ackerweise. Die auch Phacelie genannte Pflanze wird nämlich zur Gründüngung angebaut. Im Garten ist sie anspruchslos und kann wie in der Landwirtschaft auch als Gründüngung auf Nutzpflanzenbeeten verwendet werden.
  • Efeu (Hedera helix) bietet zu einem besonders späten Zeitpunkt Ende September/Anfang Oktober reichlich Nektar für Insekten aller Art – also bitte nicht schon im Sommer beschneiden! Vor allem Falter und Schwebfliegen stellen sich in großer Zahl ein. Die heimische Kletterpflanze gedeiht gut an schattigen Mauern, hat aber auch gegen ein sonnigen Standort nur wenig einzuwenden. Die kugeligen Blütenstände erscheinen erst ab einem Alter von acht bis zehn Jahren.
  • Sämtliche Klee-Arten (Trifolium spec.) sind gute Trachtpflanzen. Sie können in die Gartenwiese eingesät werden und benötigen keinen Stickstoffdünger, da sie diesen zusammen mit Knöllchenbakterien aus der Bodenluft selbst gewinnen.
  • Die attraktive Kugeldistel (Echinops spec.) ist eine je nach Art bis anderthalb Meter hohe Pflanze aus südlichen und östlichen Gefilden. Es gibt dauerhafte Stauden, aber auch ein- und zweijährige Sorten. Kugeldisteln werdn ständig von Hummeln, Wespen und Bienen belagert, weshalb Imker sie gerne um ihre Bienenstöcke herum anpflanzen.
  • Lavendel (Lavandula spec.) ist eine Duftpflanze, die jeden Garten bereichert. Lavendel hat es gerne warm und trocken. Bestäuberinsekten zieht er an, Ameisen und Läuse dagegen vertreibt er, weshalb er sich gut eignet, um zusammen mit Rosen im Beet zu stehen.
  • Malven (Malva spec.) und Stockrosen (Alcaea spec.) werden auch mit gefüllten Blüten angeboten, aber das hilft den Hummeln natürlich nicht. Also beim Kauf unbedingt auf ungefüllte Sorten achten. Die Farbpracht bleibt ungeschmälert.
  • Der Natternkopf (Echium vulgare) ist eine heimische Wildstaude und gedeiht auf trocken-warmen Böden. Neben Hummeln und Schmetterlingen lockt der Langblüher (etwa von Mai bis August) auch unzählige Wildbienenarten an.
  • Der Sommerflieder (Buddleia davidii) firmiert verbreitet unter der Bezeichnung Schmetterlingsflieder, was ein deutlicher Hinweis auf seine Beliebtheit bei Insekten ist. Den Strauch mit seinen leicht überhängenden Zweigen gibt es in violett und weiß. Wie man es auch von Flieder kennt, sorgt ein spätherbstlicher Rückschnitt für vermehrtes Blühen im Folgejahr.
  • Die diversen Sonnenhut-Arten (Rudbeckia und Echinacaea) bilden dichte Stauden, aus denen je nach Sorte Blütenstängel von einem halben bis zwei Metern Höhe sprießen. Sonnenhüte sind klassische Bauerngartenpflanzen.
  • Die heimische Taubnessel (Lamium spec.) gibt es in weiß oder in purpur. Im Halbschatten unter Büschen und Bäumen sollte sie auch im naturnahen Garten einen Platz finden. Teils blühen die Pflanzen bis in den Winter hinein.

Ergänzend dazu ein paar weitere Tipps:

  • Ehrenpreis – viele lila-violette Blüten an kerzenartigen Trieben, samt sich selber aus und verbreitet sich eigenständig
  • Allium – Zwiebeln und Schnittlauch kann man blühen lassen, gute Insektenweide! Natürlich auch die Ziervarianten, die man wegen der Blüten pflanzt
  • Dahlien – wer an der klassischen Gartenblume hängt, sollte ungefüllte Sorten wählen. Nur sie bieten Pollen und Nektar für Insekten.
  • Chrysanthemen – wahre Bienenweiden, die den Aster ähnlich sehen.
  • Ringelblume – blüht von Juni bis Oktober.
  • Glockenblumen – alle Arten.
  • Tagetes – empfohlen zwischen Tomaten, gut für den Boden, manche Arten sind essbar.
  • Schafgarbe – Wildblume, die von selber kommt, kann man einfach stehen lassen und nur wo sie im Beet stört, entfernen.
  • Bohnenkraut – robust, mehrjährig, ein Blütenmeer im Sommer…
  • Borretsch – das Gurkenkraut wächst zu große Büscheln mit vielen essbaren Blüten heran.
  • Salbei – der Echte Salbei (Salvia officinalis) ist der robusteste und braucht kaum Pflege.

Für Insekten nutzlose Pflanzen sind dagegen:

Geranien, Pelargonien, gefüllte Dahlien, Fleißige Lieschen, Forsythien, Margeriten – und alle Blumen mit gefüllten Blüten, wie sie als Zuchtformen von Astern, Rosen, Akeleien, Nelken, Kamelien, Pfingstrosen, Gänseblümchen und sogar Sonnenblumen vorkommen. Lies zu diesem Thema den informativen Artikel „Gefüllte Blüten: Die Mogelpackung für alle Insekten“ auf Naturgartenfreude.de.

Übrigens: Wir sind da auch nicht ohne Sünde! Obwohl wir immer schon einen naturnahem Garten wollten, haben wir in den ersten Jahren auch noch Forsythien gepflanzt und auch später bei manchem spontanen Staudenkauf in der Gartenbauschule nicht so darauf geachtet, wie insektenfreundlich das mitgenommene Minipflänzchen eigentlich ist.

Es geht auch nicht darum, nun allen Gartenfreunden geliebte Zierpflanzen madig zu machen. Schließlich sind auch wir Menschen Teil des Garten-Ökotops und wünschen uns manchmal „was fürs Auge“. Wer Jahr um Jahr seine gefüllten Dahlien über den Winter gerettet hat, soll das ruhig auch weiter tun – manche sehen ja wirklich toll aus!

Aber: bei Neuanschaffungen, bei Umgestaltungen und in Sachen Toleranz für Wildkräuter – da lässt sich dann doch viel machen für Artenvielfalt und Lebensgrundlage vieler Insekten! Meint Ihr nicht auch?

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Titelbild: wobogre / Pixabay, Foto: kimgreenhalgh90 / Pixabay

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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

5 Kommentare

  1. Liebe Claudia,
    die Kugeldistel (Echinops spec.) ist keine zweijährige Pflanze. Im Gegenteil, sie steht bei mir schon Jahrzehnte am gleichen Platz.
    https://www.wildstaudenzauber.de/Stauden/echinops_banaticus.htm
    Liebe Grüße,
    Jochen

  2. Danke, Jochen! Ich hab es aktualisiert – es gibt ein- und zweijährige, aber auch dauerhafte Stauden, siehe
    https://www.mein-schoener-garten.de/pflanzen/kugeldisteln-12456

  3. bei mir wächst eine kleine blaue Distel die flachblättrige Mannstreu und es gibt noch viele andere zweijährige Arten. Doch eine blaue Nessel ist die Hummelpflanze, eben Lippenblüher , ebenso jetzt der Majoran auch für Bienen und so vieles mehr. Der Artikel nennt ja schon sehr viele Arten . lg Frauke

  4. Ich stimme Dir voll und ganz zu. Es darf natürlich auch einmal etwas Nutzloses sein, das fürs Auge ist. Aber ich achte jetzt auch mehr darauf, was ich pflanze! Leider werde ich mich von meiner hübschen Kugelsteppenkirsche trennen müssen. Ich habe mich zwar bei der Pflanzung erkundigt, aber jetzt wird mir das Ganze etwas zu heiß. Sie steht genau an der Stelle, an der alle möglichen Leitungen im Boden laufen. Möchte nicht, dass wir irgendwann ein Problem bekommen. Ist zwar sehr schade, aber da bin ich lieber vorsichtig. Jetzt genießen wir noch den Schatten, den sie spendet.
    Viele Grüße von
    Margit

  5. @Margit: wachsen die Wurzeln denn nicht einfach um Rohre herum?

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