Blogger Relations: Wie uns Bakker mit einer Blumenzwiebel-Lawine zugeschüttet hat

Derzeit findet eine Blog-Parade zum Thema „Blogger Relations“ statt. PR-Menschen, Social-Media-Berater, Suchmaschinenoptimierer (SEOs) und andere „Experten“ schreiben darüber, wie Unternehmen am besten mit Bloggern umgehen sollten und wie lieber nicht.

Mike Schnoor hat die Parade mit den Worten gestartet:

In der Kommunikation werden Blogger als potenzielle Meinungsführer zu verschiedenen Themen kontaktiert. Jeder Blogger hat eigene Erwartungen an die Kontaktaufnahme und das Verhältnis zu Unternehmen. Das Themenfeld “Blogger Relations” wird immer wichtiger und ist für viele Kommunikatoren überhaupt nicht mehr wegzudenken. Wie aber sieht die Realität aus?

Dazu eine kleine Geschichte, die ich mir wirklich gerne von der genervten Blogger-Seele schreibe!

Die Lawine rollt an…

So etwa in der ersten Oktoberwoche bekam ich ein Paket zugestellt, das ich nicht bestellt hatte: kein kleines, sondern ein richtig wuchtiges. Na sowas, was das wohl sein mochte? Neugierig schnitt ich es auf und schaute rein: EINE RIESENMENGE BLUMENZWIEBELN!!! Alle erdenklichen Größen und Mengen in verschiedenen durchsichtigen Päckchen verpackt – immerhin mit Aufklebern, um was es sich jeweils handelte.

Paket von BAKKER mit noch etwa der Hälfte des Inhalts

Dazu ein Anschreiben, das unser Gartenblog ziemlich allgemein über den grünen Klee lobte und mitteilte, dass sich Bakker entschlossen habe, so tolle „Portale“ zu prämieren. Im übrigen bedanke man sich, so „von Pflanzenfreund zu Pflanzenfreund“ und hoffe, dass ich an der Prämie Gefallen fände.

Das Paket, das die Probleme bringt…

Ohhhh je! Wer jetzt glaubt, ich hätte mich gefreut, irrt gewaltig! Und zwar nicht wegen des kommerziellen Kalküls solcher „Geschenke“, sondern weil mich der Kasten (auf dem Foto ist nurmehr die Hälfte drin) vor ungeahnte Probleme stellte.

Nur mal so zur besseren Anschaulichkeit, da waren drin enthalten:

10 Camassia Caerulea 14 – blau –  Prärielilie
10 Tulipa black Hero 12  – Double late Tulips
6 Cyclamen Hederifolium 15/20 – Herbstalpenveilchen
25 Tulipa Darwin – Hybr. 10/11
25 Tul.Praest.Tub.Var 8/9 – gemischt, rot
7 Tulipa Pul. Tete a Teta 5/+
30 Hyac. Dutch Spring Mix 14/15
5 Lilium Orient Dubbel 14/16
15 Tul. Kisses of Spring
20 Tulipa Anchilla  Kaufmanniana Tulip
15 Tulipa Calgary 10/11 + 25 Muscari Armeniacum
50 Chionodoxa Gemengd ⅘
50 Krokus Bot 5/7
2 Amarylis Minverva
25 Narzissus Mix 12/14 cm
35 Narzissus in 7 Sorten
25 Gladiolus Nanus 8

Das sind sage und schreibe 380 Blumenzwiebeln!! Und die sollten wir jetzt alle noch eingraben, so ganz nebenbei zu den sowieso anstehenden Arbeiten zum Saison-Ende?

Nicht hingeschaut, nicht nachgedacht

Wir haben zwar zwei Parzellen mit je gut 400 Quadratmeter, aber die sind nicht etwa leere Brache, die drauf wartet, frisch bepflanzt zu werden. Mehr noch: Wir gärtnern NATURNAH, was auch Bakker hätte merken können, wenn sie sich das Blog ein wenig angeschaut hätten. Das bedeutet, dass wir nicht gerade wild drauf sind, große Mengen Zwiebelpflanzen zu setzen, die nahezu in jedem Garten und jeder Parkanlage stehen: Tulpen und Narzissen, jeden Herbst kommen sie gefühlt Mega-Tonnen-weise in die Supermärkte – und wir greifen NICHT zu, absichtlich NICHT!!!

Und noch etwas: Hat nicht unser Blog einen schönen aussagekräftigen Untertitel?

„Vom FAULEN Gärtnern und der Liebe zu allem, was wächst“ – und nicht zu dem, was man dauernd neu kauft und aufwändig eingraben muss!

Wir meinen es nämlich gut mit unseren Pflanzen. Wenn wir etwas neu setzen, erforschen wir zuvor, ob das Gewächs zu unserem Boden passt. Wir bevorzugen Pflanzen aus unserer Gegend, von denen wir wissen, dass sie mit dem sandig-trockenen berlin-brandenburger Klima auskommen. Am liebsten sind uns Gewächse aus der Nachbarschaft (nicht irgendwelche Standardsorten aus Holland). Und wir fühlen uns verantwortlich, ihnen gute Bedingungen mitzugeben, sie also ordentlich im richtigen Abstand zu setzen und vieles mehr.

Ich sah Arbeit ohne Ende auf mich zukommen, noch dazu zugunsten von Pflanzen, die wir eigentlich gar nicht haben wollten!

Was tun mit dem Paket?

Ich bin zu sehr Pflanzenfreundin, als dass ich eine große Kiste voller lebendiger Blumenzwiebeln einfach wegwerfen könnte! Die können ja nichts dafür… Wir machten uns also an die Arbeit, erforschten im Netz die Erfordernisse für all die angegeben Sorten, sammelten all die Infos auf einem Google-Doc, das wir gemeinsam bearbeiteten, entschieden uns dann fürs Behalten der knappen Hälfte und machten uns an die Arbeit. Fanden mit viel Mühe hier ein Plätzchen und dort eins, es war alles andere als einfach! Mehrere Nachmittage, an denen wir eigentlich anderes hätten machen wollen, waren wir mit alledem beschäftigt – und nicht wirklich mit einem Herzen voller Dankbarkeit für Bakker, das Unternehmen, das uns das eingebrockt hatte!

Den großen Rest des Pakets verteilten wir an Nachbarn. Da es schon spät im Jahr war und die ja auch eigene Zeit- und Pflanzpläne haben, sind wir nicht sicher, ob die Zwiebeln überall wirklich in der Erde gelandet sind. Aber immerhin sind wir sie los geworden. Über all der ungeplanten Arbeit haben wir aber manch anderes nicht geschafft – wie etwa alle Beete zumulchen, ein wichtiges ToDo zum Saison-Ende. Ärgerlich!

Ja, so sieht sie aus, die Realität der „Blogger Relations“!

***

Für Bakker hat sich die Aktion (Linkaufbau-technisch) gleichwohl gelohnt, wie ein Blick auf die Berichte anderer Beschenkter zeigt:

  • Ulinne bekam auch ein Paket und hat sich gefreut. Offenbar hatte sie genug Zeit und Platz und mag Tulpen und Narzissen (auf ihren Fotos sieht man besser, wie riesig das Paket war!)
  • Im „wilden Gartenglück“ kam das Paket auch gut an, dort kann man auch den Volltext des Anschreibens nachlesen.
  • Brigitte auf „es grünt so grün“ freute sich auch, bemerkt aber immerhin: „Ich werde Wochen brauchen, um alle Zwiebeln unter die Erde zu bekommen. Und an den optimalen Platz.“
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Autor: ClaudiaBerlin

Claudia lebt und gärtnert in Berlin und bloggt seit 2005 rund ums naturnahe Gärtnern. Folge dem Blog auf Twitter.com/gartenzeilen - da gibts Lesetipps und allerlei Infos rund um unser tolles Hobby.

12 Kommentare

  1. Mich nerven solche Aktionen auch. Zwar habe ich kein Paket erhalten, aber ich werde dauernd wegen Kooperationen mit Firmen angemailt und lehne IMMER ab. Es ist ärgerlich, dass überall mit Geld und Werbung kalkuliert wird.
    LG, Katrin

  2. Pingback: Aufruf zur Blogparade “Blogger Relations” | Mike Schnoor

  3. Also da gäbe es gewiss anderes, was mich nerven könnte. Ich wüsste auf Anhieb genug gärtnernde Nachbarn und Freunde, die sich über Blumenzwiebeln gefreut hätten.
    Lieben Gruß
    Elke

  4. Hab auch so ein Paket bekommen. Bislang wurden nur Alpenveilchen, Amaryllis und der Klee eingepflanzt. Zwischenzeitlich bin ich nun noch krank geworden und es wird immer weniger Zeit die 300 Zwiebeln in die Erde zu bringen. Vielleicht schaff ich es morgen. ;)
    Liebe Grüße,
    Maja

  5. also, ganz ehrlich, ich habe mich gefreut. Bakker hat weder irgendwelche Bedingungen gestellt noch uns unter Druck gesetzt, sondern einfach mal geschickt. Und wer die ganzen Zwiebeln nicht behalten möchte, findet sicherlich immer Abnehmer oder den Komposthaufen, wenn anderes nicht geht.

    Natürlich verfolgt Bakker Interessen, aber ich denke wir sind alle erwachsen genug, um damit umzugehen.

    Übrigens, wer ist Alex?????

  6. @Biggi: danke, ich hab den Fehler mit dem Namen korrigiert!

    Wie ich ja schrieb, war es gar nicht mal das kommerzielle Kalkül, das mich aufgeregt hat. Sondern dass sie einfach annehmen, man habe Zeit und Lust, mehrere hundert Zwiebeln von Pflanzen, die man nicht selbst ausgesucht hat, in die Erde zu bringen. Hätte da jemand dieses Blog auch nur 10 Minuten angesehen, hätte man erkennen können, dass es hier eher nicht so passt.

    Ich persönlich bringe es im übrigen nicht übers Herz, so viele Zwiebeln einfach wegzuwerfen! Und um die Zeit überhaupt noch Nachbarn anzutreffen, ist in einer Kleingartenanlage echt Glücksache – zum Saisonende kommen die immer seltener und nicht unbedingt gleichzeitig mit uns in ihre Gärten.

    Beeilen musste man sich ja auch noch, denn das Zeitfenster für Zwiebeln eingraben ist wahrlich nicht groß.
    Alles nicht SOOOO einfach!

  7. Eigentlich eine schlaue und schöne Sache, allerdings finde ich die Zusammenstellung für naturnahe Gärten etwas unglücklich gewählt. Ich persönlich mag Blumenzwiebeln sehr gerne und versuche aber eben auch die wilden Arten anzupflanzen.
    Schön finde ich aber, dass Du so schön darüber aufklärst.
    LG Cordula

  8. Liebe Claudia,
    in der Blogger-Liste von Mike Schnoor habe ich deinen Beitrag gefunden, den ich mit Interesse gelesen habe.
    Solche PR-Aktionen finde ich grundsätzlich erst mal okay – wenn, ja wenn sie zu den jeweiligen Blogthemen passen. In deinem Fall finde ich die Aktion ärgerlich, weil du naturnah gärtnerst und nicht so sehr auf Blumenzwiebeln stehst. Das hätte man recherchieren können.
    Außerdem passt das Timing für die Aussendung nicht, weil die Pflanzzeit zu knapp war. Eigentlich sollte eine Firma, die mit Blumenzwiebeln ihr Geld verdient, so etwas wissen. Aber da scheint es zu wenig Absprachen zwischen der Marketing- und PR-Abteilung und den hauseigenen Gärtnern gegeben zu haben.
    Was aus deren Sicht jedenfalls geklappt hat: Du hast brav das komplette Sortiment in deinem Paket beschrieben und den Firmennamen mehrmals genannt. Für die Suchmaschinen ist das ein gefundenes Fressen, und vielleicht war ja auch nur das der Sinn & Zweck der Aktion – wer weiß?
    Dieses Jahr habe ich für meinen Blog http://www.warmup-cooldown.de einen Chili-Anbau-Wettbewerb ins Leben gerufen, der von Februar bis Oktober lief. Dafür habe ich 23 Sponsoren gefunden, die Preise für die Teilnehmer spendierten. Das lief alles wunderbar.
    Meinen Aufreger zu den Blogger-Relations findest du in der Liste von Mike Schnoor unter der Nummer 65. Auch im Nachhinein ist mir dazu noch einiges eingefallen, was ich künftig im Umgang mit Firmenmailings ändern werde.
    Alles Gute weiterhin für deine Pflanzen und deinen Blog wünscht dir Karin Hertzer aus München

  9. @Karin: ich bin durchaus dafür, dass Bakker diese Kritik hier BEMERKT – also hab ich die Firma benannt. Ich gehe davon aus, dass jemand da die Resonanzen auf die Aktion checkt.
    Einen Link haben sie nicht bekommen, weil ich eben mehr genervt als beglückt war!

    Dass gleich die ersten Mitbeschenkten, die ich recherchiert habe, danke sagten und verlinkten, hat mich im übrigen dran erinnert, dass das auch MEIN ALLERERSTER IMPULS war, als ich das Paket öffnete. So eine „großformatige Zuwendung“ legt erstmal nahe, sich zu bedanken und „etwas zurück zu geben“ (den Link, der ja einige SEO-Wertigkeit hat).

    Das ist ja auch das Kalkül solcher Geschenke, der psychologisch-manipulative Trick wird in einschlägigen Piublikationen erwähnt und mit Studien belegt. „Oh, sie schenken mir was und fordern nichts dafür, wie nett“…

    Man schaue nun auf die Daten der gelisteten Postings der Beschenkten: die haben SOFORT gebloggt, nachdem das Paket kam – und nicht erst dann, nachdem sie die eigene Erfahrung mit dem Inhalt gemacht haben (sortieren, eingraben, Nachbarn suchen, die was abnehmen…evtl. gar einfach wegwerfen..).

    Da das Geschenk in meinem Fall nicht zu meiner Art Gärtnern gepasst hat, ist mir das alles sehr schnell vor Augen gestanden. Aber der erste Impuls war durchaus dieses „da blog ich jetzt was Nettes drüber“, dessen Umsetzung ich bei den Anderen sehe.

  10. Da wüsste ich andere Gründe, um mich aufzuregen. Blumenzwiebeln, das erfreut doch sicher auch die Nachbarn und außerdem brauchen Tulpen, Narzissen und Co wenig Platz. Wenn du zu viele hast-dann verschenk sie an Schulen, Kindergärten oder Altenheime. So werden die Orte Bunt und erfreuen das Auge.

  11. Liebe Claudia,
    ich wäre mir da nicht so sicher, dass die Firma aktiv nach deinem obigen Eintrag sucht. Vielleicht gehst du auf Nummer Sicher und schickst ihnen den Link?
    Liebe Grüße von Karin

  12. Pingback: Blogger Relations: Alles gesagt?

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