Meditation hinterm Haus:
Der Weg zum eigenen Zen-Garten

Klar, ein Zen-Garten ist so ziemlich das Gegenteil eines naturnah gestalteten Gartens mit vielen wilden Ecken. :-) Dennoch finde ich diese Gärten wunderschön! Das hat sicher auch damit zu tun, dass ich seit Jahrzehnten auf eine meditative Art Yoga übe.  Gelernt von einem wunderbaren Lehrer, der auch Philosoph und Politikwissenschaftler war und seinen Stil „Zen-Yoga“ nannte.

Ruhe, Entspannung, Achtsamkeit – in unserer hektischen Zeit sind immer mehr Menschen auf der Suche danach.  Sowohl klassisches als auch naturnahes Gärtnern ist eine bewährte Methode, um innerlich vom Alltag wegzukommen. Wer damit aber nichts am Hut hat und auch keine Lust auf Yoga, Tai Chi oder Sitzmeditationen etnwickelt, kann vielleicht den Garten hinterm Haus zu einem Zen-Garten umgestalten.  Es gibt glückliche Hausbesitzer und auch Mieter, die mit diesem oft nicht besonders großen Gartenstück nichts anfangen können.  Vielleicht ist der Zen-Garten für sie eine Möglichkeit?`

Ganz ohne Staudenbeete, Blumenrabatten und andere gärtnerische Standards lässt sich auf extrem minimalistische Art eine echte Erholungsoase gestalten. Wie? Das wussten die buddhistischen Mönche im Japan des 13. Jahrhunderts und nutzten die Pflege ihres Gartens als Form der Meditation, um zur Ruhe und zur inneren Mitte zu gelangen. Mittlerweile sieht man solche Zen-Gärten gelgentlich auch bei uns in Deutschland. Kein Wunder, denn sie sind gar nicht so schwer anzulegen. Was es alles zum perfekten ZenGarten braucht, ist materiell gesehen nicht viel. Andrerseits wird man an ihm nur Freude haben, wenn man sich auch auf eine „zen-gemäße Weise“ darauf einlässt.

ZEN-Garten

Der Ursprung des ZEN-Gartens

Bei Zen handelt es sich um eine Form des Buddhismus, die aus Japan stammt. Es steht für Meditation und die Konzentration auf das Selbst. Dabei wird der Moment einfach nur wahrgenommen, wie er ist: Umwelteindrücke, Sinneswahrnehmungen, Gefühle, Gedanken – alles wird wahrgenommen, jedoch nicht gewertet. So tritt der Moment, das „Hier & Jetzt“ ins Bewusstsein. Das logische Denken bzw. das in Vergangenheit und Zukunft ausweichende „rechnende“ Denken, tritt für den Moment mal ab. Das schafft innere Ruhe und in der Folge deutlich mehr Gelassenheit gegenüber den Irritationen des Alltags.

Im ZEN-Garten werden die Eindrücke, die den Sinnen zur Verfügung stehen, bewusst sparsam gesetzt. Es handelt es sich um einen Steingarten, der klassischerweise drei zentrale Elemente beinhalten sollte: Sand oder Kies, Moos und Steine. Jeder Bestandteil hat eine eigene Bedeutung:

  • der Sand symbolisiert das Wasser (daher wird er wellenförmig geharkt).
  • die Steine repräsentieren Felsen und Berge,
  • das Moos steht für die Pflanzenwelt.

Vereinzelt findet man auch Bonsais in Kombination mit dem Moos. Andere Pflanzen oder gar Rasen sucht man in einem echten Zen-Garten vergeblich. Es ist die perfekte Umsetzung des Gedankens „Weniger ist mehr“.

Den ZEN-Garten abstecken

Bevor man einfach drauflos startet, sollte man sich erst einmal Gedanken übre die Ausmaße machen. Ein Zen-Garten muss nicht unbedingt die komplette Gartenfläche einnehmen.  Am besten beginnt man mit einer Skizze des Gartens und zeichnet den geplanten Zen-Bereich maßstabsgerecht ein. Danach können die Kalkulationen beginnen, was alles für Material benötigt wird.

Ist die Planung abgeschlossen, steckt man den Zen-Garten-Bereich mit Stäben und einer langen Schnur ab. Oft wird er einen Teil des bisherigen Rasens einnehmen, der dafür wird weichen müssen. Es bietet sich an, vorab den verbleibenden Rasen mit einem Mäher und einem Trimmer in Form bringen. Vor allem dann, wenn der Zen-Garten einmal fertiggestellt ist, lohnt sich so ein Rasentrimmer, um die Grenzen sehr klar in Form zu halten. Entsprechende Geräte findet man online im Vergleich, heute sind vor allem kabellose akkubetriebene Maschinen beliebt. Mit ihnen bekommt man saubere Rasenkanten am einfachsten hin und muss nicht mehr auf Kabel achten.

Innerhalb des abgesteckten Bereichs hebt man dann die Gransnabe ab und hebt eine etwa 20 Zentimeter tiefe Mulde aus. Wer einen größeren Zen-Garten plant, kann sich dafür vielleicht einen kleinen Bagger auszuleihen. Der Boden der Mulde wird nun mit einem Gartenvlies ausgelegt, das für Pflanzen, die von unten nachwachsen könnten, undurchdringlich ist. Damit ist der Grundstein für den Zen-Garten gelegt.

japanischer Garten

Was kommt alles hinein?

Die ausgehobene Mulde wird mit hellem Kies in etwa 8 mm Körnung oder grobem hellen Sand aufgefüllt. (Da Sand bei Regen oft zusammen pappt, entscheiden sich Zen-Gärtner meist eher für Kies.) Im Anschluss ist die Fläche grob zu glätten, später in schönen Wellenmustern geharkt. Wie oben erläutert, wird nicht viel gepflanzt. Ein paar kleine Bereiche könnten klassischerweise mit Moosen bepflanzt werden. Da diese jedoch eine hohe Luftfeuchtigkeit benötigen, die ein Garten hierzulande nicht ganzjährig bietet, haben sich Ersatzpflanzen etabliert, die den Moosen ähneln:

  • Sternmoos (Sagina subulata) – eine moosartige Polsterpflanze für den Schatten.
  • Buchkraut (Herniaria glabra) gedeiht an sonnigen, trockenen Standorten
  • Andenpolster (Azorella) gedeiht ebenfalls gut in der Sonne.

Neben den Moosen bzw. Moosersatzpflanzungen spielen Grtenbonsais durchaus eine Rolle in vielen ZEN-Gärten. Nadelbäume und einige Zypressen-Arten kommen für den Zweck in Frage. Auf keinen Fall darf der Garten jedoch zugepflanzt bzw. voll gestellt wirken. Dominierender Eindruck müssen die geharkten Kiesflächen bleiben.

Wichtig: Damit das Pflanzen der Bonsai-Bäume erfolgreich ist, wird ein Loch ins Vlies geschnitten und das Bäumchen dort eingesetzt. Dann wird alles wieder mit Kies abgedeckt.

Zu guter Letzt folgen die Steine oder Findlinge, die sehr bewusst im Zen-Garten gesetzt werden. Und zwar nicht in einer geometrischen Struktur (Reihe, Kreis etc.), sondern quasi „wild“ verteilt. Die Abwesenheit strenger Ordnungsmuster bei den Steinen ist ein Aspekt, den der Zen-Garten mit naturnahen Gärten gemeinsam hat. Sie symbolisieren die Landschaft und die achtet nun mal auf keine Muster, sondern entsteht spontan, bzw. planlos. Es sollten deshalb auch Steine sein, die tatsächlich in der jeweiligen Region vorkommen, logisch – oder?

Der Zen-Garten ist nun im Prinzip fertig. Er hat allerdings mit natürlicheren Gärten noch etwas gemeinsam: Er bleibt nicht so, wie er ist, sondern muss gepflegt werden, wenn auch in bescheidenem Rahmen, verglichen mit anderen Gartenstilen.

Zen-Garten

Die Pflege des Gartens

Erstmal geht es bei der Pflege um triviale Dinge: Entfernen von Blättern und anderen herein gewehten Dingen, die die Harmonie der Anlage stören würden.

Dann folgt der wichtigste Teil: das meditative Harken des Sands oder Kieses. Dabei werden mit einem Rechen oder eine Harke Linien in den Sand gezeichnet. Sie sollen keinen Anfang und kein Ende haben bzw diese sollen nicht sichtbar werden. Das ist die große Kunst im Zen-Gärtnern und es erfordert erst einmal ein wenig Übung. Die Bewegung der Harke in Verbindung mit dem Sand bzw. Kies symbolisiert das Wasser. Die Wellen, die hinterlassen werden, sind wie die Wellen in einem Fluss. Die Konzentration auf dieses Tun ist sehr entspannend. Es hilft, für einige Zeit den „Kopf auszuschalten“ und so seine innere Mitte zu finden. Der Buddhismus wird auch „der Weg der Mitte“ genannt, doch muss niemand Buddhist werden, um die Vorteile der verschiedenen Praktiken für sich zu entdecken. Ganz besonders gilt das für Zen – und eben auch für den Zen-Garten.

Zen-Garten für den Balkon?

Man muss nicht unbedingt einen großen Garten besitzen, um einen Zen-Garten zu pflegen. Ich staune, was es da heute alles schon gibt:

  • Zen-Gärten in großen Schalen für den Balkon
  • Indoor-Lösungen für einen Zen-Garten in der Wohnung
  • Zen-Gärten für den Schreibtisch, die man bereits fertig kaufen kann, kaum größer als ein Mousepad.

Dazu gibts einen kleinen Rechen, mit dem man die Linien in den Sand zeichnet. Auf diese Weise soll man sich am Schreibtisch eine kleine Auszeit gönnen und zur Ruhe finden. Nun ja, an der Stelle mag ich nicht mehr folgen!  Statt dessen empfehle ich aufstehen, herum laufen, am offenen Fenster tief durchatmen und vielleicht sogar ein paar Übungen zur Lockerung von Verspannungen durch das viele Sitzen. :-)

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Bilder:
unsplash.com, © Kari Shea, jggrz / Pixabay, Atharyaghoub / pixabay

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